Koordinaten: 50°58'26''N 06°46'22'' E
72,8 m ü. NN
HRB Sinthern; Aufnahme vom 20. Dezember 2008
Das Hochwasserrückhaltebecken (HRB) mit seinem Hochwasserschutzdamm in Sinthern schützt die unterhalb liegende Ortslage Sinthern (Stauvolumen ca. 80.000 Kubikmeter). Es wurde mit finanzieller Unterstützung des Landes NRW 1962 errichtet. Für das HRB gelten die Sicherheitsvorschriften für Talsperren. Die technischen Einrichtungen und die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften werden regelmäßig überprüft.
HRB Sinthern; Ausschnitt TK25 2006 Frechen 1998 ©Geodatenzentrum Bez.Reg. NRW
Auf dem Gelände der ehemaligen Olligsmühle wird das Bachwasser in berechneter Menge um das HRB herumgeleitet.
Einlaufbauwerk HRB Sinthern; Aufnahme vom 29. Juni 2009
Ein Einlaufbauwerk begrenzt die ständige Umleitung.
Einlaufbauwerk mit gesichertem Schütz für die ständige Bachwasserumleitung; Aufnahme vom 29. Juni 2009
Das Schütz am Einlaufbauwerk ist so eingestellt, dass die berechnete max. Abflussmenge nicht überschritten werden kann. Zusammen mit dem gedrosselten Abfluss aus dem Hochwasserrückhaltebecken wird ein Schaden erzeugender Wasserstand im Unterlauf vermieden.
Betonüberlaufschwelle; Aufnahme vom 29. Juni 2009
Überschreitet die ankommende Wassermenge diesen Abfluss, z. B. bei Starkregenereignissen, dann „springt“ die Betonüberlaufschwelle an und leitet das zusätzliche Bachwasser schadensfrei und gefahrlos in das HRB ab.
Stau- und Drosselbauwerk am HRB Sinthern, Schieberseite; Aufnahme vom 10. April 2009
Der Grund- oder Entleerungsschieber steht ständig offen. Er ist mit einem Durchmesser von 0,3 m so berechnet, dass auch bei starken Regenereignissen (Bach abwärts) das berechnete Maximalvolumen des Pulheimer Baches nicht überfordert wird. Durch die ständig geöffnete Entleerungsöffnung des Auslaufbauwerks fließt nur Wasser bei Hochwasserereignissen oder bei temporären Grundwasseraustritten in den Pulheimer Bach.
Grundwasseraustritt im HRB; Aufnahme vom 10. April 2009
Solch ein Grundwasseraustritt kann oft Ende März/Anfang April in der Periode hoher Grundwasserstände beobachtet werden. Die anhaltenden und oft ergiebigen Niederschläge der vorangegangenen Wochen hatten auf den benachbarten höher gelegenen Ackerflächen im Boden und in den darunter liegenden Sanden und Kiesen die Poren mit Sickerwasser gefüllt, das an den Talflanken einen eigenen „hängenden“ Grundwasserkörper bildete. Der Porenwasserdruck bewirkte ein seitliches Abfließen, das Wasser trat an der tiefsten Stelle des Tales als temporäre Quelle aus.
HRB ohne Grundwasseraustritt; Aufnahme vom 30. April 2009
Mit Ende der niederschlagsreichen Periode war diese wieder verschwunden.
Auslaufbauwerk mit Turm und Überlaufschwelle
Der Damm ist durch ein Auslaufbauwerk mit einer Überlaufschwelle und mit einem zweiten, im Normalfall geschlossenen Schieber gesichert. Das Auslaufbauwerk mit einem Durchmesser von 30 Zentimetern bewirkt die Drosselung auf schadlose Abflüsse im Unterlauf zusammen mit dem Umleitungsgerinne. Die Schwelle der Hochwasserentlastung ca. 2 Meter unterhalb der Dammkrone stellt sicher, dass extreme Abflüsse hierüber und nicht durch eine Dammüberströmung abgeleitet werden.
Bei sehr starkem Wasseraufkommen strömt zunächst Wasser über die Betonüberlaufschwelle in das Rückhaltebecken. Dieses wirkt als Retentionsraum, solange mehr Wasser anfällt, als durch den kontrollierten Auslass mit seinem Durchmesser von 0,3 m passieren kann. Seit seiner Inbetriebnahme ist das Becken jedoch noch nie vollgelaufen. Ein Hochwasserrückhaltebecken staut mit dem Damm das Wasser jedoch mehrere Meter an, die Überströmung des Dammes bei Extremereignissen hätte fatale Folgen, weil das plötzliche Abfließen des aufgestauten Wasser größere Schädern erzeugen kann als das eigentliche Hochwasser. Aus diesem Grund ist deutlich unter der Dammhöhe eine Hochwasserentlastung angeordnet, die Extremhochwasser schadlos für das Dammbauwerk ableitet. Die Leistungsfähigkeit des Gewässers im Unterlauf wird hierbei überschritten.
Der Schutz durch das HRB vor Überflutungen hat zu einer stärkeren Nutzung bis an das Gewässer im unmittelbaren Unterlauf geführt wie die beiden folgenden Bilder zeigen.
Unterlauf des HRB Sinthern ca. in den 1980er Jahren
Unterlauf des HRB Sinthern im Jahre 2008
Pferdekoppel im HRB Sinthern; Aufnahme vom 6. Januar 2009
Für den Pferdehof, dessen Stallungen sich im Überflutungsbereich befinden, hätte dies fatale Folgen.
Zusammenfluss von Beckenablauf und seitlichem Umfließungsstrang
Bei normalen Betriebsbedingungen wird das am südlichen Hang umgeleitete Bachwasser in einer Röhre durch den Damm geführt. Links im Bild mündet dieses Bachwasser aus der Umleitungsrinne in den Pulheimer Bach. Beide Wassermengen zusammen sind so berechnet, dass sie die max. Kapazität des Bachlaufes unterhalb des Hochwasserschutzdammes nicht überschreiten.
Die Konstruktion gewährt hohe Sicherheit, bildet jedoch für die wassergebundenen Lebewesen im Bach eine talauf wie auch talab nicht überwindbare Sperre.
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